Störe


 

einiges zur Biologie der Störe

zum Artenschutz der Störe

Störe im Internet

Bücher über Störe



einiges zur Biologie der Störe:
(eine Leseprobe aus: "Untersuchungen zur Haltungs- und Ernährungsoptimierung von Sterlets (Acipenser ruthenus)"; Ustaoglu, Serap 2001; ISBN 3-8311-2514-7 155 Seiten, 14,60 EUR )


Systematische Stellung, Verbreitungsgebiet, Merkmale und Lebensweise
 

Systematik
Die Störe gehören zur Klasse der Knochenfische (Osteichthyes) und zur Unterklasse Strah­lenflosser (Actinopterygii). Die Überordnung bilden die Chondrostei. Die Ordnung Acipen­seriformes (Störartigen) spaltet sich in 2 Familien auf: Acipenseridae und Polyodontidae (FIEDLER, 1991; JANVIER, 1996)
Die Familie Acipenseridae umfaßt 25 Arten und die Familie Polyodontidae 2 Arten (Bemis und Kynard, 1997):

Acipenseridae:                                                   Polyodontidae:
Acipenser (17 Arten)                                        Polyodon spathula
Huso (2 Arten)                                                  Psephurus gladius
Pseudoscaphirhynchus (3 Arten)
Scaphirhynchus (3 Arten)

Verbreitungsgebiet
Störe sind Süßwasserfische (BONE und MARSHALL, 1985). Sie kommen nur in der nördlichen Erdhemisphäre vor (SOKOLOV und BERDICHEVSKII, 1989) und sind entlang der Pazifik- und Atlantikküste, im Mittelmeer, Schwarzen Meer, Kaspischen Meer und in Flüssen und Seen verbreitet. Die meisten Störe sind anadrome Fische. Sie verbringen den größten Teil ihres Lebens im Meer bzw. Brackwasser und steigen nur zum Laichen in die Flüsse auf. Andere, wie Acipenser ruthenus, Acipenser baeri, leben entweder nur in Flüssen und Seen oder haben auch semianadrome Formen ausgebildet. Sie gehen bis in die Fluß­ästuarien (Dettlaff et al., 1993). 

Merkmale und Lebensweise
Störe haben einen runden und langgestreckten Körper. Die stark zugespitzte Kopfform entsteht durch ein Netzwerk kleiner Knochen im Maulbereich. Dieser beinhaltet eine Viel­zahl lorenzinischer Ampullen, mit welchen elektrische Reize wahrgenommen und so Beute­stücke von anorganischen Teilen unterschieden werden können. Der Maulbereich wird als Rostrum bezeichnet.

Die Körperbedeckung ist unvollständig und besteht aus einer Lage meist rhombischer Knochenplatten mit echtem Schmelzüberzug (Ganoidschuppen). Form, Größe, Farbe und Anzahl dieser in fünf Reihen angeordneten Knochenschilder sind charakteristisch für die jeweilige Art. Eine Reihe dieser Knochenschilder verläuft entlang des Rückens, eine entlang der Seitenlinien und jeweils eine entlang der Bauchkanten. Hierdurch erscheint der Körper­querschnitt fünfeckig. Die Rückenflosse der Störe ist weit zurückgesetzt und die Schwanz­flosse ist heterocerk. Das an der Unterseite des Kopfes befindliche zahnlose Maul mit wulstigen Lippen ist weit vorstülpbar. Vor dem Maul stehen in einer Reihe vier Bartfäden, die mit zahlreichen Tast- und Geschmackszellen ausgestattet sind (Hochleithner, 1996). Einige morphologische Besonderheiten sind aus Abbildung 1 ersichtlich.


Abbildung 1: Morphologische Merkmale der Störe (HERBST, 1992)

Störe erreichen ein hohes Lebensalter und werden spät geschlechtsreif. Beim Hausen dauert das Erreichen der Geschlechtsreife sogar bis über 20 Jahre. Am schnellsten wird der Sterlet geschlechtsreif (mit 3 Jahren) (SOKOLOV und VASILEV, 1989).

Die Laichzeit erstreckt sich bei den Stören in der Regel vom Frühjahr bis zum Sommer bei Wassertemperaturen zwischen 8-22°C. Die Rogner haben im Durchschnitt 10.000- 20.000 Eier/ kg Körpergewicht. Die klebrigen, braungrauen bis schwarzen Eier, mit einem Durch­messer von 2-4 mm und einem Gewicht von 10-20 mg, werden überwiegend bei starker Strömung über schotterigem bis kiesigem Grund abgelegt. Die Entwicklungszeit der Eier bis zum Schlupf ist kurz und beträgt je nach Wassertemperatur 5-10 Tage. Die frisch­geschlüpften ca. 10 mm langen Tiere sind nach 7-14 Tagen mit einer Größe von ca. 20 mm freßfähig (WILLIOT, 1990; Hochleithner, 1996). Die juvenilen Fische wandern zwischen dem 1. und 3. Lebensjahr ins Meer ab. Während die reinen Süßwasserarten Acipenser baeri und Acipenser ruthenus in den Flüssen bleiben, wandert Acipenser fulvescens in Seen ein (WILLIOT, 1990).

Störe sind carnivore Fische. Ihre Larven sind pelagisch und ernähren sich hauptsächlich von Zooplankton. Größere Störe sind benthisch carnivor und ernähren sich von Muscheln, Krebsen, Würmern, Schnecken, Insektenlarven und kleinen Fischen. Der Hausen (Huso huso- Beluga) ist jedoch ein “Raubfisch“, der sich als adultes Tier überwiegend von großen Fischen ernährt (Buddington und Christofferson, 1985). Er ist der größte Süßwasserfisch der Welt und erreicht ein Gewicht von 2000 kg. Die Arten Pseudo­scaphirhynchus kaufmanni, Pseudoscaphirhynchus hermanni und Pseudoscaphirhynchus fedschenkovi sind die kleinsten Störarten mit einem maximalen Gewicht von 0,5 kg (Hung, 1991).

Abbildung 2 stellt einen Sterlet (Acipenser ruthenus) dar. Diese kleine Störart ist ein reiner Süßwasserstör, der nur selten im Brackwasser anzutreffen ist. Er kommt in Flüssen vor, die ins Kaspische, Asowsche und Schwarze Meer sowie ins Weiße Meer und die Karasee fließen. Er besiedelt unter anderem folgende Flußsysteme: Ural, Wolga, Don, Kuban, Dnyster, Dnjepr, Jenissej, Irtysh, Ob, Dwina, die Donau und deren Zuflüssen (SOKOLOV und VASILEV, 1989).

Der Sterlet weist im Vergleich zu anderen Störarten nur ein relativ geringes Wachstum auf. Er wird gewöhnlich nur 2-3 kg schwer und 12-15 Jahre alt (Hochleithner, 1996).

Sterlets sind die Störart mit der kürzesten Lebenszeit; die bisher ältesten gefangenen Sterlets waren 22 bzw. 24 Jahre alt. Der älteste Sterlet hatte eine Länge von 84 cm und ein Gewicht von 4,3 kg (SOKOLOV und VASILEV, 1989).


Abbildung 2: Sterlet, Acipenser ruthenus (JÄHNICHEN et al., 1999)

 


zum Artenschutz der Störe:
(eine Leseprobe aus: "Untersuchungen zur Haltungs- und Ernährungsoptimierung von Sterlets (Acipenser ruthenus)"; Ustaoglu, Serap 2001; ISBN 3-8311-2514-7 155 Seiten, 14,60 EUR )

Störe erreichen ein hohes Lebensalter und werden meist erst sehr spät geschlechtsreif. So setzt bei vielen großen Störarten die Laichreife in der Natur erst nach 10 bis über 20 Jahren ein.

Alle weltweit vorkommenden Störarten sind stark vom Aussterben bedroht und stehen deshalb seit dem 1. April 1998 unter dem Schutz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens. Der Gemeine Stör (Acipenser sturio) gilt in Mitteleuropa bereits als verschollen. Als Ursachen für den dramatischen Rückgang der Störbestände innerhalb des letzten Jahrhun­derts können hauptsächlich drei Ursachen aufgeführt werden:

  • Verlust geeigneter Lebensräume durch eine zunehmende Verschmutzung der Flüsse
  • Behinderung der Laichwanderung durch Querverbauung der Flüsse mit Staustufen
  • Überfischung der Laichfischbestände zur Kaviargewinnung
  • Fehlen bzw. Rückgang der Satzfischproduktion aus Aquakultur

An der Erhaltung und Wiedereinbürgerung der Störe besteht nicht nur aus Artenschutzgründen starkes internationales Interesse. Sowohl der Rogen (Kaviar), als auch das nahezu grätenlose, hochwertige Störfleisch wird auf internationalen Märkten als wertvolle Delikatesse betrachtet. Die wichtigsten Fanggründe liegen in wirtschafts- und strukturschwachen Regionen Vorderasiens. Hieraus resultiert weltweit eine erhebliche, oft illegale Befischung der Störbestände.

Um die natürlichen Bestände mit Besatzmaterial stützen zu können und die Marktnachfrage nach Kaviar und Störfleisch decken zu können, hat die Störproduktion in Aquakultur­anlagen in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Die Biologie, Ökologie, Genetik und Aquakulturfähigkeit verschiedener Störarten wird deshalb in den letzten Jahren stärker untersucht.

 
Störe im Internet: 
Gesellschaft zur Rettung des Störes (D)
Gesellschaft zur Rettung des Störs (A)
Stör,Stoer,Acipenser,Sturgeon Forschung in Rostock !
Stör, Fisch des Jahres 2001
The chromosomes of Acipenseriformes  


Bücher über Störe:
Untersuchungen zur Haltungs- und Ernährungsoptimierung von Sterlets (Acipenser ruthenus).
The Sturgeons and Paddlefishes of the World. Biology and Aquaculture.
The Bibliography of Acipenseriformes
Störe
Kaviar
Die Stör - Der Stör. Amüsantes und Wissenswertes über den Fluss und den Fisch.